Totengedenken anlässlich des 40. Tages des Entschlafens von Erzbischof Agapit.
Liebe Väter, Brüder und Schwestern im Herrn!
Am Montag dem 6. Juli 2020 um 17:15 findet in der Kathedralkirche vor der Vigil zum Fest der Geburt des Hl. Johannes des Täufers und Vorläufers Christi eine Panichida (=Totengedenken) anlässlich des 40. Tages des Entschlafens von Erzbischof Agapit.
Die Anwesenheit der Laien ist mit Nase- und Mundschutzmasken möglich, unter Beachtung des vorgeschriebenen Abstandes.
Lebenslauf von Erzbischof Agapit.
Abschied von S.E. Agapit, dem Erzbischof von Stuttgart.
Am Himmelfahrtsfest, 28. Mai 2020 um 1:40 verließ der Höchstgeweihte Agapit, Erzbischof von Stuttgart und Vikarbischof der deutschen Diözese der Russischen Auslandskirche diese irdische Welt und ging zum Herrn.
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Beileidschreiben von Seiner Heiligkeit Kirill, des Patriarchen von Moskau und der ganzen Rus'
Seiner Eminenz, dem Hochwürdigsten Ilarion, dem Metropoliten von Ostamerika und New York, dem Ersthierarchen der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland
Seiner Eminenz, dem Hochwürdigsten Mark, dem Metropoliten von Berlin und Deutschland
Dem Klerus und Volk der Berliner Diözese
Eure Eminenzen!
Ehrwürdige Väter, liebe Brüder und Schwestern!
Mit Bestürzung vernahm ich die Nachricht über das Ableben des Höchstgeweihten Agapit (Gorachek), des Erzbischofs von Stuttgart und Weihbischofs der Berliner Diözese, nach langer und schwerer Krankheit.
Das Leben des Entschlafenen wurde zu einem bemerkenswerten Beispiel der Treue zu Christus und des Einsatzes zum Wohl der Kirche: Seit seinem Jugendalter zeigte er sich entschlossen, die Welt zu verlassen und legte im Kloster des Hl. Hiob von Počaev in München die Mönchsgelübde ab. Der Eifer um die Ehre des Herrn und seine Ausdauer im monastischen Gehorsam fanden Gefallen in den Augen des Schöpfers, und in Seiner weisen Vorsehung würdigte Er Vater Agapit des bischöflichen Loses. Über viele Jahre hinweg half Vladyka seiner Eminenz dem Hochwürdigsten Mark in dessen bischöflichem Dienst, bemühte sich, seinen Beitrag zur Entwicklung des Gemeindelebens in der Berliner Diözese und zum lebendigen Zeugnis der Schönheit und Wahrhaftigkeit der Orthodoxie nach Kräften zu leisten.
Der großherzige Gott möge Seinem neuentschlafenen Diener jegliche Sünde vergeben, ihn in der Stätte wohnen lassen, wo die Gerechten ruhen, und ihm das ewige Gedenken schenken.
In tiefem Beileid,
+ Kyrill, Patriarch von Moskau und ganz Russland
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Zum Gedenken an S. E. Agapit, den Erzbischof von Stuttgart
Erzbischof Agapit von Stuttgart, Vikar der deutschen Diözese der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland (weltlicher Name: Alexander Vladimirovič Gorachek) wurde am 25. September 1955 in Deutschland in einer Familie russischer Emigranten geboren. Nach dem Abitur in Frankfurt am Main studierte er an der Fakultät für Architektur in Darmstadt, brach das Studium jedoch mit dem Wunsch ab, ein monastisches Leben zu führen. 1979 trat er in die Mönchsgemeinschaft bei der Kirche der heiligen und gerechten Elisabeth in Wiesbaden ein, die vom damaligen Vorsteher der Kirche Archimandrit Mark (Arndt) geleitet wurde. Nach der Bischofsweihe seines geistlichen Vaters am 30. November 1980 zogen die Mönche gemeinsam mit ihm in das Kloster des hl. Hiob von Počaev nach München um. Am 9. November 1981 wurde der spätere Bischof Agapit Rasophor und am 29. März 1983 mit der Mönchsweihe in die Mantija eingekleidet. Am 25. Dezember desselben Jahres wurde er zum Mönchsdiakon und am 8. April 1991 vom Rang eines Archidiakon aus zum Priestermönch geweiht. Im Jahr 1995 wurde er in den Rang eines Abtes (Igumen) erhoben.
Am 20. Oktober 2000 wurde er auf dem Bischofskonzil der Russischen Auslandskirche zum Bischof von Stuttgart, Vikar der Diözese von Berlin und Deutschland, gewählt. Am 30. April 2001 legte er sein Bischofsbekenntnis ab, und am 1. Mai erfolgte in der Kathedralkirche der hll. Neumärtyrer und Bekenner Russlands in München die Weihe zum Bischof. Mit Beschluss des Bischofskonzils der ROKA vom 10. bis 17. Mai 2011 wurde er zum Vorsitzenden des neu gegründeten Verlagsrats der Russischen Auslandskirche ernannt. Am 13. Juni 2017 wurde er auf dem Bischofskonzil der ROKA in den Rang eines Erzbischofs erhoben.
Im Sommer 2019 wurde eine umfassende Herzoperation notwendig. Lange zog sich der Genesungsprozess hin. Aus Stuttgart kehrte er in das Kloster des hl. Hiob von Počaev in München zurück, wo er an den Gottesdiensten teilnahm und in der letzten Zeit wieder begann zu zelebrieren. So konzelebrierte er Metropolitan Mark beim Patronatsfest der Kathedrale am Festtag der hll. Neumärtyrer und Bekenner Russlands in München. Seine letzte Liturgie im Frauenkloster der hl. Neumärtyrerin und Großfürstin Elisabeth hielt er am Sonntag der Myrrhenträgerinnen (3. Mai) und stand in Abwesenheit von Metropolit Mark der Sonntagsliturgie zum Patronatsfest seines Heimatklosters vor (10. Mai). Zuvor hatte er im Morgengottesdienst des Großen Samstags im Neumen-Gesang – dieser alten Gesangsweise –die Prophezeiung von Ezechiel über die Auferstehung der Toten vorgetragen ( Videoaufzeichnung: https://www.youtube.com/watch?v=cmQvQ08PouU). Auch in den allerletzten Tagen seines Lebens unterstützte er noch den Gesang im Kloster.
Im Anfang seines monastischen Lebens arbeitete er intensiv an der Umgestaltung des von der neuen Bruderschaft übernommenen Klosters: Zunächst ging es um die Beseitigung einer unglaublichen Menge alter Möbel, die aus den Wohnungsauflösungen verstorbener russischer Emigranten stammten, dann war ein anderes Heizungssystem einzurichten, es folgten bauliche Veränderungen, ein neuer Eingang, zusätzliche Räumlichkeiten am Eingang, neue Mönchszellen durch einen umfassenden Dachausbau u.s.w. Neben der langjährigen enormen Arbeit an der Entwicklung der Verlagsbasis des Klosters und des Drucks (sein Vater war der Leiter des Possev-Verlags) gelang es dem damaligen Abt Agapit, eine Ausstellung zum 90. Jahrestag der Ermordung der Zarenfamilie mit einem großen farbigen Katalog zu gestalten. Das Schicksal der Zarenfamilie traf Vladyka persönlich – aktiv arbeitete er an diesem Thema, besuchte Ekaterinburg, interessierte sich für die Frage der sterblichen Überreste. Nachdem er die Fragestellung skrupulös erforscht und viele kundige Menschen hierzu kontaktiert hatte, gelangte er zu der Überzeugung, dass die aufgefundenen Reliquien echt sind, und war der Meineung, dass sie auf der Grundlage des Befunds offiziell anzuerkennen sind. Kraft dieses seines Einsatzes gelang es ihm, Reliquienteile in die Deutsche Diözese zu bringen.
Ein anderer Interessensbereich: Kirchengesang und Liturgik. Bald nach seinem Umzug nach München lernte er Prof. Johann von Gardner kennen, einen Experten für den Neumen-Gesang, und studierte bei ihm. Immer wieder initiierte Bischof Agapit auch die Chorseminare der Deutschen Diözese, nahm aktiv an ihnen teil und zog zugleich eine Generation von Altardienern zur Teilnahme an Bischofsgottesdiensten heran.
Er erbte von seinem Vater nicht nur dessen Körpergröße, sondern auch sein schwaches Herz: Sein Leben dauerte nur 64 Jahre und 8 Monate, fast genauso lang wie das seines Vaters Vladimir Jaromirovič Gorachek (1916-1981), der am Tag der Ermordung der Zarenfamilie starb. An jenem Tag wurde der Jahrestag der Ermordung zum letzten Mal in der Russischen Auslandskirche mit einem Totengedenken begangen. Im November folgte die Verherrlichung der Schar der Neumärtyrer.
Zwei Nächte verbrachte der damals noch junge Novize "Bruder Alexander" am Sarg seines Vaters in der Kirche des hl. Nikolaus in Frankfurt, wo jener Kirchenältester war, und zu Recht nimmt man an, dass ohne Vladimir Jaromirovič diese Kirche in Frankfurt nicht entstanden wäre. Michael, der ältere der Gorachek-Brüder, setzte die Arbeit seines Vaters in der Frankfurter hl. Nikolaus-Kirche fort, der jüngere aber – Alexander-Agapit – gab sich dem Mönchtum hin und bereicherte mit seiner Liebe zur Kirche Christi, seiner Gutmütigkeit, seinem fröhlichen Wesen und gleichzeitig mit seiner Weite und seinem tiefen Herzen eine große Anzahl von Klerikern und einfachen Gläubigen bei weitem nicht nur in der Deutschen Diözese.
Nach seinem Ableben am 28. Mai hatten die Münchner Gläubigen Gelegenheit, sich von Vladyka Agapit im Kloster des hl. Hiob von Počaev zu verabschieden, danach wurde sein Leib nach Stuttgart gebracht, wo am Sonntagnachmittag Abschied vom Hierarchen der Stadt genommen wurde. Am Abend traf der Sarg in Wiesbaden ein, wo am Montag, den 1. Juni etwa fünfzig Geistliche an der Liturgie teilnahmen, der sowohl S.E. Mark, der Metropolit von Berlin und Deutschland, als auch S.E. Tichon, der Erzbischof von Podolsk und Leiter der Berliner Diözese des Moskauer Patriarchats vorstanden. Den Bischof von Westeuropa Ireney vertrat der Diözesansekretär, Erzpriester Emelian Pochinok. In der Kirche befanden sich lediglich die Geistlichen, der Chor und die Familie Gorachek, aber alles Geschehen im Gotteshaus wurde auf eine große Leinwand außerhalb der Kirche übertragen, so dass die auf dem Platz stehenden Gläubigen die Liturgie verfolgen konnten.
Am Ende der Liturgie wurde dem Sekretär der Deutschen Diözese, Erzpriester Nikolai Artemoff, einem Freund und geistlichen Gefährten von Erzbischof Agapit, aufgetragen, ein Wort zu sprechen. Dieser wandte sich persönlich an Vladyka Agapit, sprach charakteristische Episoden an, da er den nunmehr Verstorbenen nicht nur von frühester Kindheit an kannte, bei seiner Taufe zugegen war, sondern auch später, als sich um den Archimandriten Mark die Bruderschaft zu bilden begann, im gleichen Haus auf dem Wiesbadener Neroberg wohnte und nach dem Umzug der Bruderschaft ebenfalls nach München kam.
Nachdem der Sarg aus dem Gotteshaus herausgetragen worden war, wandte sich Erzbischof Tichon an die Gläubigen auf dem Platz vor der Kirche. Er war in den Jahren 2004-2009 Leiter der Russischen Geistlichen Mission in Jerusalem gewesen und hatte Vladyka Agapit im Heiligen Land kennengelernt. Erzbischof Tichon wertschätzte den Entschlafenen als einen tiefgründigen und einfühlsamen Theologen und charakterisierte ihn sehr treffend als einen Menschen, der in der Freude Christi strahlt.
Nach dem Umzug um die Kirche mit einer Litija auf der Altarseite trugen die Priester den Leib des Verstorbenen zum Friedhof, der zur Kirche gehört (eingerichtet 1853). Dort wurde die Aussegnung vorgenommen, so wie es der Wille des Verstorbenen war: nicht als Bischof, sondern als Mönch. Die Sänger waren aus Berlin, Frankfurt, Stuttgart, Köln und München gekommen. Nach der Erteilung der Absolution sprach Metropolit Mark über seinen geistlichen Sohn und stellte dessen Gehorsam heraus, die stete Bereitschaft auf andere einzugehen und nicht den eigenen Willen durchzusetzen, sondern zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen. Die Familie Gorachek konnte noch einmal vom Entschlafenen Abschied nehmen, dann senkten die Geistlichen den Sarg in das Grab.
Dieses liegt in der Reihe der Geistlichen der Deutschen Diözese im Nordteil der Friedhofserweiterung, unmittelbar neben dem Grab von Vladyka Nathanael (Lvov, 1906-1986), dem Erzbischof im Ruhestand, der einst im Münchner Männerkloster gelebt und den der Novize Alexander und spätere Mönchsdiakon Agapit jahrelang eifrig gepflegt hatte, neben den vielen parallelen Aufgaben im Kloster.
Es waren viele, sehr viele, für die Vladyka Agapit ein liebender Vater war, der ihnen die Mysterien der Kirche erschloss. Sie trugen Leid und weinten, aber sagten, dass sie nicht um ihn weinen, sondern um sich selbst, wegen der Trennung, was aber ihn betreffe, so sei alles ruhig, ja sogar freudig. In ihm verband sich eigenartig das Kindliche mit der Weisheit, und aus Moskau schrieb jemand am Tage seines Ablebens durchaus zutreffend: “Ich bin bei euch. Ich liebte Vladyka Agapit. Der herzensreinste Mensch auf der Welt, wie ein Kind. Ihm – das Himmelreich. Daran zweifle ich nicht.”
Vladyka Agapit fing Feuer, leuchtete und erhellte anderen den Weg...
"An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen."
Das Königtum der Himmel für Dich, lieber Vladyko!
Redaktion des “Boten der Deutschen Diözese”