Das Lobeswort über das monastische Leben

Sonntag, den 14. Juli 2013 um 10:19 Uhr
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Geistliches Leben: - Das Königtum Gottes - Mönchtum - Gebet - Fasten -

Das hier vorgestellte Lobeswort über das monastische Leben ist ein leicht gekürzter Auszug aus einer Homilie des hl. Johannes Chrysostomos zum Matthäusevangelium. Indem der hl. Chrysostomos die Welt (Theater, Markt, ungehörige Belustigungen) dem Kloster gegenüberstellt, zeichnet er ein ideales Bild des monastischen Lebens – entfernt von der Welt, erfüllt von geistiger Freude und von höchst wohltätigem Einfluß auf die Seele frommer Laienpilger.

Was Theater, Jahrmarkt und gemeine Belustigungen, die sich auf die Seele des heutigen Laien stürzen, anbelangt, so steht die Sache hier noch schlechter als in den alten Tagen: Heutzutage kann man ohne das Haus zu verlassen, im Theater und bei den "Tanzunterhaltungen" sein, auf dem Markt handeln und solche Dinge sehen, die nach dem Wort des Apostel Paulus auch nur zu sagen schändlich (Eph 5,12) sind. Kann man denn heute überhaupt noch ein Kloster finden, wo das Leben "von den Widerwärtigkeiten der Menschen verschont bleibt"? In Periphrase der Worte Chrysostomos’ kann man sagen, daß "sowohl irdischer Kummer, als auch Weh, Sorgen, Gefahren, Nachstellungen, Neid und Eifersucht" dieser Welt heutzutage sichtbar und unsichtbar in das Leben unserer Klöster eindringen. Aber auch heute noch kann der von eitler Hast und weltlichen Verlockungen überwältigte Mensch im Kloster einen stillen Hafen und im Leben der Mönche und Nonnen das Vorbild eines christlichen Lebens sehen. Und auch heute noch sind die Worte des ehrw. Johannes Klimakos zutreffend: "Das Licht der Mönche sind die Engel, und das Licht für alle Menschen ist das monastische Leben".

Bei weitem nicht jeder kann die Welt hinter sich lassen und die monastische Lebensweise wählen, leider kann nicht einmal jeder für einige Zeit als Pilger im Kloster anwesend sein, aber jeder kann nach seiner Kraft die Evangeliumsgebote erfüllen, die für Laien und Mönche gemeinsam gelten. Erinnern wir uns, daß die heiligen Väter den menschlichen Körper selbst als das "natürliche Kloster" bezeichnen, wobei sich die in ihm eingeschlossene Seele jederzeit und an jedem Ort von der weltlichen Geschäftigkeit abwenden und mit Gott reden kann.

Lesen: Auszuge aus dem Brief des heiligen Johannes Chrysostomus
Deine Trauer, die dich schmerzt, zu lindern
Der Name des Herrn sei gebenedeit in Ewigkeit
Ich fürchte Nichts, sondern ich bete

«LAß DAS WELTLICHE FAHREN, GIB DICH DEM GEISTLICHEN HIN...»

Hl. Johannes Chrysostomos

Nichts stößt und treibt den Menschen so mächtig in den Abgrund, nichts bringt ihn so leicht um die ewigen Güter, als wenn er sich an die zeitlichen hängt, wie anderseits auch nichts mehr geeignet ist, ihn in den Genuß beider Güter zu setzen, als wenn er die ewigen allen anderen vorzieht. Sagt ja Christus: "Suchet zuerst das Reich Gottes, und seine Gerechtigkeit und dieses alles wird euch dazugegeben werden" (Mt 6,33). Und würde auch all dies nicht dazugegeben, so dürfte man doch nicht darnach streben. Nun aber gewinnt man sie obendrein, wenn man die ewigen Güter erlangt, und trotzdem lassen sich manche nicht überzeugen, sondern sind hart wie Stein und jagen schattenhaften Freuden nach. Gibt es denn so viel Angenehmes im irdischen Leben? So viel Erfreuliches? Ich will heute mit besonderem Freimute reden; lasset es euch gefallen, damit ihr einsehet, daß ein scheinbar so beschwerliches und drückendes Leben, wie es die Mönche und die Büßer führen, bei weitem lieblicher und begehrenswerter ist als das vermeintlich so angenehme und bequeme. Zeugen für meine Behauptung seid ihr selbst, da ihr euch oft bei Widerwärtigkeiten und Trübsalen den Tod wünscht und jene Leute glücklich preiset, die im Gebirge, in Höhlen wohnen und ein eheloses Leben fern vom weltlichen Getriebe führen, während ihr Handwerker oder Soldaten seid oder ohne Arbeit müßig im Theater oder bei Tanzunterhaltungen euer Leben hinbringt. Mag ein solches Leben scheinbar auch ein Strudel von allen möglichen Vergnügungen und Freuden sein, es birgt doch in sich ungezählte Bitterkeiten...

Da finden wir zwischen ihrem und dem Leben der Mönche einen so großen Unterschied, wie zwischen einem Hafen und einer sturmgepeitschten See. Schon ihre Behausungen sind ein Beweis ihres Glückes. Fern von dem Lärm der Märkte und Städte haben sie ihren Aufenthalt in den Bergen gewählt, wo sie vom weltlichen Treiben unberührt und von den Widerwärtigkeiten der Menschen verschont bleiben; da gibt es keinen irdischen Kummer, kein Weh, keine Sorgen, keine Gefahren, keine Nachstellungen, keinen Neid, keine Eifersucht, keine unerlaubten Liebschaften oder dergleichen. Ihre Sorge gilt nur mehr dem Himmelreich, sie verkehren nur mit den Tälern, den Bergeshöhen, den Quellen, der Ruhe und dem Frieden und vor allem mit Gott. In ihrer Zelle gibt es keinen Lärm, ihre Seele, frei von Leidenschaften und Makeln, ist leicht und empfänglich und reiner als die klarste Luft. Ihre Arbeit ist dieselbe wie die Adams, als er im Anfang, noch vor dem Falle, in Herrlichkeit gekleidet mit Gott innig verkehrte in jenem überglückseligen Lande, das er bewohnte. Oder worin sollten unsere Mönche schlimmer daran sein als Adam vor der Sünde, da er mit der Bebauung des Paradieses betraut war? Er kannte keine weltlichen Sorgen. Sie kennen sie ebenfalls nicht. Er verkehrte reinen Gewissens mit Gott. Sie desgleichen; ja, sie gehen noch weit vertraulicher mit Gott um, weil sie vom Hl. Geist mit größeren Gnaden ausgestattet werden. Ihr solltet es mit eigenen Augen beobachten. Das wollt ihr aber nicht; ihr weilet lieber im Strudel des Marktgetümmels. So will ich euch denn wenigstens eine Schilderung davon entwerfen. Da wir aber unmöglich ihr ganzes Leben beschreiben können, wollen wir wenigstens einen Teil ihrer Lebensweise herausgreifen.

Diese Leuchten der Welt erheben sich mit Sonnenaufgang, ja schon lange vor dem ersten Sonnenstrahle gesund, ausgeruht und munter von ihrem Lager, denn es drückt sie weder Leid noch Sorge, weder Kopfschmerz noch Kummer, noch der Wust der Geschäfte oder sonst etwas dergleichen; ihr Leben gleicht eher dem der Engel im Himmel. Kaum haben sie heiter und fröhlich ihr Lager verlassen, so bilden sie einen Chor und stimmen mit reinem Gewissen alle zusammen wie aus einem Munde zu Ehren Gottes, des Schöpfers aller Dinge, Hymnen an, zum Preis und Dank für seine Wohltaten, die sie und ihre Mitmenschen von ihm empfangen. Sehen wir also ganz ab von Adam und fragen wir, wenn es beliebt, welcher Unterschied bestehe zwischen den Engeln und dem Chor dieser Männer, die auf Erden Gott lobpreisen und singen: "Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden, die guten Willens sind" (Lk. 2,24)... Wenn sie dann ihre Hymnen gesungen haben, so werfen sie sich auf die Knie und tragen dem Herrn, den sie gepriesen, Bitten vor, wie sie manch anderen gar nicht einmal in den Sinn kommen. Nicht um Dinge dieser Erde bitten sie, davon kommt kein Wort über ihre Lippen, sondern sie flehen, daß sie einst vertrauensvoll vor dem furchtbaren Gericht erscheinen dürfen, wenn der eingeborene Sohn Gottes kommen wird zu richten die Lebendigen und Toten; daß zu keinem die entsetzlichen Worte gesprochen werden: "Ich kenne euch nicht" (Mt. 25,12); das sie reinen Gewissens und reich an guten Werken dieses mühereiche Leben vollenden und bei günstigem Winde dieses gefährliche Meer durchfahren können. Das Gebet wird von ihrem Obern, der ihr Vater ist, geleitet. Nach Beendigung ihrer heiligen und andauernden Gebete erheben sie sich beim Aufgang der Sonne, um an ihre Arbeit zu gehen und durch sie reichliche Mittel zur Unterstützung der Notleidenden zu erwerben.

Wo sind nun jene Leute, die sich zu Chören des Teufels und zu schamlosen Gesängen zusammenfinden und die in den Theatern herumliegen? Ich schäme mich, sie zu erwähnen, aber wegen eurer Schwachheit muß ich es tun. Denn Paulus schreibt: "Wie ihr eure Glieder in den Dienst der Unlauterkeit gestellt, so stellt jetzt eure Glieder in den Dienst der Gerechtigkeit zu eurer Heiligung" (Röm. 6,19). Wir wollen also den Chor, der aus Buhldirnen und unzüchtigen Jünglingen besteht, mit dem Chore jener glückseligen Männer vergleichen, soweit die Freude in Betracht kommt, denn um sie handelt es sich, wenn so viele Jünglinge leichtsinnig in ihr Netz gehen. Wir werden da einen solchen Abstand finden, wie zwischen den lieblichen Melodien der Engel im Himmel droben und dem Bellen von Hunden und dem Grunzen von Schweinen, die im Miste wühlen. Durch den Mund der einen spricht Christus, durch den der anderen der Teufel. Hier hört man das widerliche Kreischen der Pfeifen und das Auge wird beleidigt durch den Anblick aufgeblasener Backen und gespannter Muskeln; dort spielt die Gnade des Hl. Geistes, die sich an Stelle von Flöte, Zither und Pfeife des Mundes der Heiligen bedient.

Allein, wir mögen sagen, was wir wollen, diese Wonnen können wir niemand begreiflich machen, weil die Leute an Erde und Staub haften. Könnte ich doch wenigstens einen von denen, die auf solche Dinge versessen sind, nehmen und hinführen und ihm den Chor dieser Heiligen zeigen, dann brauchte ich weiter kein Wort zu verlieren. Allein, wenn ich auch zu solchen Erdenmenschen reden muß, ich will doch den Versuch machen, sie wenigstens in etwas durch meine Worte über Lehm und Kot zu erheben. Im Theater fängt der Zuhörer alsbald das Feuer einer unerlaubten Liebe; als ob es nicht genügte, daß die Buhlerin durch ihre Gestalt das Herz entflammt, auch ihre Stimme lockt noch ins Verderben. Bei den Mönchen dagegen wird die Seele von all dem augenblicklich gereinigt, auch wenn sie vorher damit behaftet wäre. Bei der Schauspielerin übt nicht bloß die Stimme, nicht nur die Gestalt, sondern noch mehr die Kleidung auf die Zuschauer einen berückenden Reiz aus. Und wenn unter diesen sinnlichen und eitlen Menschen ein Armer ist, so findet er im Schauspiel allen möglichen Anlaß zur Unzufriedenheit. Er wird sich sagen: Diese Dirne, dieser Lotterbube lebt in solcher Üppigkeit, obwohl sie nur von Köchen und Schustern oder gar von Sklaven abstammen; ich hingegen bin frei und stamme von Freien ab, lebe von ehrlicher Arbeit und kann mir nicht einmal im Traume dergleichen vorstellen; so geht er denn fort, den Unmut in seiner Brust. Bei den Mönchen kann so etwas nie vorkommen; da findet man das gerade Gegenteil. Denn wenn man sieht, wie die Söhne reicher Leute und die Sprößlinge erlauchter Ahnen schlechtere Kleider anhaben als die allerärmsten Bettler und sich noch darüber freuen, so bedenket, welchen Trost da der Arme mit sich nimmt. Und wenn einer reich ist, geht er wenigstens weiser und gebessert von dannen. Wenn ferner der Arme im Theater sehen muß, wie die Buhlerin in Gold prunkt, während sein Weib nicht dergleichen tragen kann, dann seufzt und klagt er; die Reichen hingegen werden durch solche Schauspiele verführt, ihre Frauen zu verachten und geringzuschätzen, denn der Schauspielerin Haltung, Blick, Stimme und Gang, die alle auf Sinnenkitzel berechnet sind, entzündet sie, so daß sie wie Gefangene nach Hause heimkehren. So erklärt es sich, woher die Beschimpfungen, die Verunehrungen, die Feindschaften, Zwistigkeiten und Totschläge kommen, die an der Tagesordnung sind; daher kommt es, daß Leuten, die in solchen Schlingen gefangen liegen, das Leben eine Last, die Ehefrauen zuletzt zuwider, die Kinder gleichgültig werden, in der Familie alles darüber und darunter geht und schließlich sogar das helle Tageslicht ihnen unerträglich ist. Besucht man aber die Mönche, so fühlt man keine solche Unlust; das Weib findet vielmehr ihren Mann (nach einem solchen Besuche) mild und sanft, jeder unerlaubten Freude abhold und kann mit ihm leichter verkehren als zuvor. So groß die Nachteile sind, die aus dem Theaterbesuche erwachsen, so günstig sind die Folgen hier. Dort werden aus Schafen Wölfe, hier aus Wölfen Lämmer.

Aber wir haben da noch gar nicht von den Freuden der Mönche gesprochen. Kann es also eine größere Wonne geben als ein Leben ohne Aufregung, ohne Seelenschmerz, ohne Kummer und Leid? Gehen wir daher weiter, um den Genuß zu prüfen, den Gesänge und Schauspiele der einen und der anderen gewähren. Da finden wir, daß auf der einen Seite der Genuß bis zum Abend dauert, solange als der Zuschauer im Theater sitzt, daß er aber nachher ärger als ein Stachel peinigt. Auf der anderen Seite hält der Genuß in den Herzen derer, die es erlebt haben, ununterbrochen an, weil sich das Äußere der Männer, der Reiz der Örtlichkeit, die Freude an ihrem Wandel, die Reinheit ihres Lebens und die Anmut ihres lieblichen geistlichen Gesanges unauslöschlich der Seele einprägt. Wahrlich, wer immer in einem solchen Hafen weilt, meidet das Getriebe der Menge, als wäre es ein Unwetter. Aber nicht bloß durch Gesang und Gebet, sondern auch durch eifrige Beschäftigung mit der Hl. Schrift bieten sie den Zuschauern ein herzerhebendes Schauspiel. Wenn sie nämlich den Chor verlassen, nimmt der einen den Isaias vor und verkehrt mit ihm, ein anderer unterhält sich mit den Aposteln, ein dritter befaßt sich mit den Werken anderer Männer und denkt nach über Gott, über diese Welt, über die sichtbaren und unsichtbaren Wesen, über das Sinnliche und Geistige, über die Nichtigkeit dieses Lebens und die Erhabenheit des Jenseits.

Die Nahrung, die sie zu sich nehmen, ist ausgezeichnet. Sie essen nicht das gekochte Fleisch von Tieren, sondern genießen das Wort Gottes, das über Honig und Honigseim geht; ein wunderbarer Honig, weit besser als der, den Johannes in der Wüste verzehrte. Nicht von wilden Bienen, die auf die Blumen fliegen, wird dieser Honig gesammelt, nicht von Tau wird er bereitet und in die Waben gebaut, sondern die Gnade des Hl. Geistes bereitet und baut ihn in der Seele der Heiligen wie in Wachs, Waben und Zellen, so daß man ihn nach Belieben jederzeit ungehindert genießen kann. Wie die Bienen um die Stöcke schwärmen, so befassen sich die Mönche mit den hl. Büchern und ernten daraus große Freuden. Wenn du auch kennen lernen willst, wie es an ihrem Tische zugeht, so gehe hin und du wirst finden, daß sie sich von lauter erhabenen, angenehmen und süßen Speisen voll geistlichen Wohlgeruches nähren; ihr Mund vermag kein schädliches, kein zweideutiges, kein hartes Wort, sondern nur himmlische Reden hervorzubringen. Man würde nicht fehlgehen, wenn man den Mund der Menge, die sich auf dem Markte drängt und sich wie wahnsinnig in die weltlichen Geschäft stürzt, mit Schmutzkanälen, den Mund dieser Männer aber mit Quellen vergliche, die Honig und reines Wasser ergießen. Wer es etwa übelnehmen will, daß ich den Mund der großen Menge als Gosse bezeichne, der wisse, daß ich mich sehr schonend ausgedrückt habe. Die Hl. Schrift kennt diese Zurückhaltung nicht, sondern wendet einen viel schärferen Vergleich an. "Otterngift ist unter ihren Lippen, ein offenes Grab ist ihr Rachen" (Ps. 13,3), sagt sie. Das trifft aber bei den Mönchen nicht zu, dort atmet alles nur Wohlgeruch.

Das alles betrifft nur das Diesseits. Wer aber fände Worte genug, um ihr Jenseits zu schildern? Welcher Verstand kann es fassen, das engelgleiche Los, die unbeschreibliche Seligkeit, die unausdenkbare Wonne? Vielleicht ist in manchem unter euch auch ein heiliges Feuer und Verlangen nach einem solchen Leben erwacht. Was frommt es jedoch, wenn das Feuer nur solange anhält, als ihr hier seid, wenn aber die Flamme wieder erlischt und die Sehnsucht verraucht, kaum daß ihr euch entfernt habt? Was ist zu tun, um das zu verhüten? Du mußt diese engelgleichen Männer besuchen, solange die Liebe noch in dir glüht, um sie noch mehr zu entfachen. Unsere Worte sind nicht imstande, dich so zu begeistern, wie die Wirklichkeit durch den Augenschein. Sag nicht, ich werde erst mit meinem Weibe reden und vorher meine Geschäfte ordnen. Ein solcher Aufschub ist der Anfang der Lauheit. Höre! Es war auch einmal einer, der erst seine Familienangelegenheiten ordnen wollte, aber der Prophet ließ es nicht zu (3. Kön. 19,20). Was sage ich, Geschäfte ordnen? Seinen Vater begraben wollte ein Jünger und nicht einmal das gestattete der Herr (Lk. 9,60). Was kann noch wichtiger erscheinen als dieser Liebesdienst gegen den Vater? Und doch wurde er nicht bewilligt. Warum wohl? Weil der Teufel gar gewaltige Anstrengungen macht, um sich einschmuggeln zu können; wenn er nur ein wenig Lässigkeit und Aufschub erreicht, so bringt er es bald dahin, daß die Trägheit vollständig wird. Darum warnt jemand: "Schiebe nicht auf von Tag zu Tag" (Eccl. 5,8). Wenn du es nicht aufschiebst, kannst du das meiste gut machen, dann wird es auch um dein Hauswesen gut bestellt sein; heißt es ja: "Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit und alles andere wird euch dareingegeben werden" (Mt. 6,33). Wenn schon wir diejenigen, welche die Sorge um unsere Angelegenheiten ihren eigenen vorziehen, in eine sorgenfreie Lage bringen, wieviel mehr wird Gott so handeln, der sonst schon huldvoll waltet? Kümmere dich darum nicht um deine Angelegenheiten, stelle sie Gott anheim. Wenn du dich sorgst, so tust du es, soweit es ein Mensch vermag; wenn Gott sorgt, so tut es eben Gott. Gib also über dieser Sorge nicht das Wichtigere auf, du bist ja doch nicht imstande, mit deiner Sorge viel auszurichten. Um recht angelegentlich zu sorgen, lege nur alles in Gottes Hände. Wenn du dich aber selbst abmühst mit Hintansetzung der geistlichen Dinge, so wird Gott sich wenig um dich kümmern.

Um also deine Angelegenheiten wohl zu leiten und dich aller Sorgen zu entledigen, laß das Weltliche fahren, gib dich dem Geistlichen hin. Auf diese Weise wirst du die Erde und zugleich den Himmel besitzen und die ewigen Güter erlangen durch die Gnade und Güte unseres Herrn Jesu Christi, dem die Ehre und die Macht gebührt in alle Ewigkeit. Amen!

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