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Weihnachtsbotschaft von S. E. Metropolit Mark

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Ikonostas

Weihnachtsbotschaft von S. E. Metropolit Mark an die Gläubigen der Deutschen Diözese


Von Altersher feiern wir Christen die Geburt unseres Herrn – wir beten Gott an, der in einem menschlichen Leib erschienen ist. Die Gewänder der Heiligen Jungfrau, des gerechten Josef, der Hirten und der Weisen auf der Ikone der Geburt Christi lassen uns das Altertum spüren. Aber können wir die unbeschreibliche Neuheit von Weihnachten wahrnehmen?  Zumindest einen kleinen Teil davon? Nicht nur mit dem Verstand, sondern auch mit dem Herzen wahr nehmen?
Der Anfanglose wurde geboren in die Zeit hinein. Er begann. Der Körperlose wurde Fleisch. Der Unsichtbare wurde sichtbar – sowohl für Engel, als auch für Menschen. Menschliche Augen konnten ihn ansehen – ohne zu erblinden, menschliche Ohren – hören ohne taub zu werden, die Hände der Leidenden konnten von nun an Den berühren, der größer ist als das von ihm geschaffene Universum.  Unermesslich, unvergleichlich größer.

Wie der heilige Prophet Habakuk es ausdrückte: „Seine Hoheit bedeckt den Himmel, und seine Herrlichkeit erfüllt die Erde.“ (Hab. 3:3).

Kann der menschliche Verstand das begreifen? Durch eigene Anstrengung – nein. Aber durch die Barmherzigkeit Gottes wird uns das Unergründliche offenbart – in dem Maße, wie wir uns dieser Barmherzigkeit öffnen. In dem Maße, wie wir selbst die Liebe Gottes in uns aufnehmen wollen. Ohne Gedankenspiel, ohne Neugier: Die wären sinnlos. Gott ist unermesslich höher als nicht nur unser Verstand, der in Sünde irdisch kriecht;  laut dem hl.Isidor von Pelusium ist Gott „höher als die gesamte Vielzahl der Engel und der heiligen Ränge. Darum beuge sich jede menschliche Natur der Majestät Gottes, frage nicht nach dem Wesen, sondern bete die Würde an.“

Und hier geht es nicht um eine solche Anbetung, bei der man sich verneigt hat und dann seelenruhig seinen Geschäften nachgeht. Nur wenn wir emporgeschaut haben, hinauf zur Höhe Gottes – ja, nur so – können wir auch die Tiefe unseres Falls erkennen. Und das tut weh. Das ist widerwärtig, ekelhaft. Es ist unheilbar – aus eigener Kraft ...

Gott jedoch lässt sich in seiner unermesslichen Menschenliebe zu unserer Schwachheit herab, um Sein Bild in uns zu erneuern (in der Sprache der Kirche heißt so auch die Weihe eines Tempels – „Erneuerung“).

Der Herr, ohne mit uns zu verhandeln, ohne etwas von uns als Gegenleistung zu
verlangen, außer Zustimmung, außer dass wir uns seiner Barmherzigkeit öffnen, gibt uns die Gnade zurück, die Adam ursprünglich zuteil wurde.  Die Gnade, die sich endlos und ungehindert über unseren Urvater, den ersten Menschen, ergoss, die ihn geradezu auf ihren Armen trug. Weshalb weder Feuer, noch Wasser Oberhand über ihn hatte – noch hatte er tückische Denkweise.  Sein ganzes Leben war – bis zu dem gewissen Moment – ein Antworten auf diese Liebe des Herrn, verlief in voller, großartiger Harmonie mit dem Willen Gottes. Der weise Salomo lehrt uns: „Gott schuf den Menschen zur Unvergänglichkeit und machte ihn zum Abbild Seiner ewigen Existenz; aber durch den Neid des Teufels ist der Tod
in die Welt eingedrungen, und die zu seinem Los gehören, erfahren ihn“ (Weish. 2:23-24).

Der Tod kam jedoch nicht nur durch den Neid des Teufels in die Welt. Der Tod kam in die Welt, weil wir – du und ich – wie der erste Mensch, dem Teufel
gehorchten, unsere Herzen für seinen Neid, seine Finsternis öffneten, uns mit ihm vereinten, solidarisierten, uns vom Ewigen abwandten und uns dem Materiellen, Fleischlichen zuwandten, das Vergängliche und Verderbliche so annahmen, als wäre es unsere eigene wahre Natur, unser natürlicher Lebensraum.  Wir selbst haben zugelassen, dass die Welt zum Los des Teufels gemacht wird, zum Reich seines Stolzes. Und nicht nur zugelassen haben wir es, sondern wir dienen weiterhin fleißig dem Fürsten dieser Welt und jenen Götzen, mit denen er uns regelmäßig versorgt – den Götzen des Fleisches und der Sünde.

Der Krieg zeigt uns besonders deutlich, wie schrecklich weit der Mensch von Gott
entfernt ist. Aber der Mensch, besonders der moderne Mensch, ist nicht entsetzt über seine eigene Sünde. Im Gegenteil, er wird immer erboster wider seine Nächsten und entfernt sich immer mehr von dem, was himmlisch ist, rein, gnadenvoll, göttlich ... und menschlich. Er sinkt hinab in den Abgrund – und unternimmt nicht den geringsten Versuch, wieder herauszukommen.

Weder Russland noch die Ukraine zeigen den Willen zur Reue. Sowohl diese als auch jene suchen die Sünde des Kain zu rechtfertigen – mehr noch, sie besingen diese. So ist die ganze Welt vom Krieg erfasst. Es ist der Krieg des Teufels gegen Gott und den Menschen.

Nicht überall ist Beschuss und Bombardierung. Aber fast überall wird das Wichtigste im Menschen, seine Ganzheit in Gott, seine Reinheit, hartnäckig und grausam angegriffen – die physische, die geistige, die geistliche.

Was sollen wir tun?

Ohne Christus können wir nichts tun.

Wir bereiten uns vor, Weihnachten zu feiern. Unser Herr kam in die Welt, um Sein
Ebenbild wiederherzustellen – zu erneuern! – im Menschen – in dir und mir! –, um uns unverdient mit dem Licht Seiner Gnade zu beschenken. Uns über alles Irdische zu erheben – höher noch als den ersten Menschen, nicht nur ins Paradies zurück, sondern zu himmlischen Höhen.

Dürfen wir diesen Aufruf unbeantwortet lassen? Uns nicht in dankbarer Liebe
zuwenden? – zu Christus Selbst und jedem unserer Nächsten, in denen ja das Bild Christi ist!

Und dafür – sollten wir nicht auf Gebet und Buße zugreifen? Lasst uns also fleißig fasten und beten und alle Sakramente empfangen, die unsere Kirche uns so großzügig anbietet.

Streben wir nach Reinheit von Geist, Seele und Leib. Und lasst uns nicht nur streben: Kämpfen müssen wir um die echte Reinheit.

Unser Herz, das jener Höhle gleicht, öffnen wir es im Gebet, machen wir es zur Höhle der Geburt Christi.

Lasst uns in unserem geistlichen Inneren das Christkind gebären!

Berlin-München, Christi Geburt 2022/23

+MARK
Metropolit von Berlin und Deutschland

Ikonostas

 

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